Zugunglück in Eschede

Es ist kurz vor 11 Uhr, Mittwoch, 3. Juni 1998. Mit Tempo 200 rast der ICE 884 »Wilhelm Conrad Röntgen« durch die Region Celle. Er ist auf dem Weg von München nach Hamburg. Kurz vor Eschede geht ein Ruck durch den Zug. Und während der Triebkopf noch den Escheder Bahnhof passiert, entgleisen weiter hinten die ersten Waggons, krachen in die zusammenbrechende Brücke hinein. Zwei der Wagen werden unter den Trümmern begraben. Der Rest verkeilt sich ineinander.

Wenige Minuten nach dem verheerenden Unfall trifft die Feuerwehr ein. Den Helfern bietet sich ein Bild des Grauens. Fast 90 Schwerverletzte, zum Teil eingeklemmt, können gerettet werden. Doch aus den Trümmern müssen auch viele verstümmelte Tote geborgen werden, darunter auch Kinder.Gleichzeitig mit der Feuerwehr wird um 11.05 Uhr der Ortsverband Celle alarmiert. Wenige Minuten später treffen die THW-Helfer an der Unglücksstelle ein. Bis spät abends um 23 Uhr befinden sie sich im Dauereinsatz. Auch an den nächsten Tagen entsendet der Ortsverband immer wieder Helfer an die Unglücksstelle.In Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften kümmert sich das THW vorrangig um die Bergung von Toten und Verletzten. Darüber hinaus gilt es, das Reisegepäck - soweit möglich - sicherzustellen. Auch in der Nacht laufen die Arbeiten unter Hochdruck weiter. Das THW sorgt für die dringend notwendige Beleuchtung. Nach Beendigung der eigentlichen Rettungsmaßnahmen unterstützt das THW die Räumungsarbeiten.Sechs Tage dauerte der Einsatz. Bis zu 250 Helfer waren täglich im Einsatz. Über 700 Helfer des THW aus 32 Ortsverbänden haben dazu beigetragen, die Folgen dieser Katastrophe für Überlebende und Hinterbliebene etwas erträglicher zu gestalten. Der reibungslose Ablauf des Einsatzes kann jedoch über eines nicht hinwegtäuschen: Jeder einzelne Helfer war unglaublichen psychischen Belastungen ausgesetzt. Ob bei der Bergung, dem Verladen oder dem Transport von Leichen, dem Anblick blutüberströmter Menschen - das Grauen war allgegenwärtig. Trotzdem wurde bis zur totalen Erschöpfung gearbeitet. Die psychologische Betreuung der Helfer nach dem Einsatz war ein dringende Notwendigkeit.Die Katastrophe in Eschede löste eine Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität aus. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder haben sich an der Unglücksstelle zutiefst erschüttert gezeigt und den eingesetzten Hilfskräften Dank und Anerkennung ausgesprochen.


Text. Reiner Bormann (LV Bremen/Niedersachsen) und Bernhard Rodeck


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